Das, was nun für Allerheiligen und Allerseelen
geboten wird, ist manchmal außergewöhnlich schön.
So wie dieses Rosengesteck.
Das sind Gestecke, die nicht Null 8 Fünfzehn sind.
Als ich noch ein Volksschulkind der ersten Klasse war,
habe ich mich gewundert.
"Mama, warum brennen heute so rote Kerzen im Haus?"
"Das ist zum Gedenken an die Verstorbenen.
Oft sind die Gräber sehr weit weg."
......oder, wie bei meinem Großvater
Imre (Emmerich), einem waschechten Ungarn,
...der im ersten Weltkrieg bereits gefallen ist und
sein Kind, meine Mama, niemals gesehen hat.
Keiner weiß, wo er geblieben ist.
Deshalb hat meine Mutter das im Haus zelebriert.
Und für mich war es sehr beeindruckend.
Auch ihre Worte:
"Der Gedanke, wo begraben zu sein und niemand kommt
dann dorthin und gedenkt meiner, ist nicht schön."
Meine Mama im Jahre 1939 bei einem Ausflug in Wien.
Sie ist 1915 in Ungarn geboren und lebte dann
sehr lange Zeit in Preßburg.
Konnte ungarisch, slowakisch und deutsch (und das ohne Marika Röck-Akzent).
Die Marika gehörte zu ihren Lieblingsschauspielerinnen und
weil ihre Tochter Gabriele heißt,
wurde auch ich so benannt,
allerdings Gabriela.
Sie ist 1974 gestorben.
Im Familiengrab liegt sie neben meiner Schwester Gloria
aus der zweiten Ehe meines Vaters, die an einem Verkehrsunfall starb.
Und auch meine Teta (Tante) ist dort begraben in einer Urne.
Meine Oma, also die Mutter meiner Mutter, ist nach ihrer Tochter
in hohem Alter verstorben, aber in Preßburg begraben.
Zugleich denke ich auch an mein erstes Kind Maria,
das ich Ende der 24.Schwangerschaftswoche, nach einer Woche des Hoffens und Bangens
und streng Liegens trotzdem verloren habe,
aber lebend geboren habe.
Sie wurde rasch in Windeln gepackt, notgetauft und weggebracht.
Tagelang habe ich geweint und gefragt, was mit ihr geschieht.
Die Nonnen erklärten mir, sie würde zu Füßen eines Toten "mit"begraben.
(Was heutzutage wohl nicht mehr so ist)
Ich hatte Angst, das sie, so profan das klingen mag, in einem
Mistkübel landet.
Ich war noch so jung, knapp 18 Jahre alt, aber die Worte, ich könne noch genug
Kinder bekommen, waren kein Trost.
Denn das eine Kind, die Maria, können andere Kinder nicht ersetzen.
Jedes Kind für sich ist eine Kostbarkeit und
nicht austauschbar.
Und ich wüßte zugerne, wo sie begraben ist.
Das passierte ein Jahr nach dem Tod meiner Mutter, die auch Maria hieß
(das wußten die Klosterschwestern, die Maria die Nottaufe gaben, aber nicht, es war ein Marientag und deshalb benannten sie die Kleine so) im Februar 1975.
Eine seltsame Fügung, mir etwas unheimlich.
Aber mein Kind, das ich nie großwerden sah und das bald 35 Jahre alt gewesen wäre,
werde ich immer in meinem Herzen tragen und, ich gestehe es, es tut heute noch
sehr weh.
Die Eltern meines Vaters habe ich nie kennengelernt,
sie starben lange vor meiner Geburt.
Teta, meine Ziehmutter, offiziell war sie unser Kindermädchen.
Aber sie war mir immer mehr als das.
Ich habe Sedum gepflanzt, da dieses das ganze Jahr über
eine dankbare und dekorative Pflanze ist.
Gerade im Sommer komme ich fast nie zum Grab, da ich nicht im Ort bin.
Und diese Pflanze überlebt das und lebt vom Regen, der fällt.
Alle anderen Pflanzen haben da keine Chance.
Mein selbstgemachter Kranz ist sicher nicht so exquisit,
dafür persönlich.
Unvergessen.
~
Ja, das sind unsere Toten für uns.
Unsterblich, weil sie in unseren Herzen weiterleben.
Und, ich glaube daran, daß es ein Wiedersehen gibt.
Demnächst möchte ich Euch noch einige Friedhofimpressionen zeigen.
Schönen Samstag!
Lg Luna
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